Heilige sind Menschen, die wegen ihres Glaubens hingerichtet wurden oder die ein überzeugtes christliches Leben führten. Seit der 1. Jahrtausendwende gibt es die förmlichen Heiligsprechungsverfahren, die Kanonisation, mit der besondere Menschen »zur Ehre der Altäre erhoben werden«, das heißt, dass ihre sterblichen Überreste unter oder auf dem Altar in Kirchen aufbewahrt und verehrt werden dürfen. Insgesamt kennt die katholische Kirche über 7.000 Märtyrer und dazu fast genauso viele Heilige und Selige. Und es gibt viele vergessene und heiligmäßige Menschen – für sie gibt es das Fest Allerheiligen. »Wer ist schon heilig!?« »Du bist mir so ein Heiliger!« Diese Sprüche sind noch in Gebrauch.
Die Heiligen der Kirche selber sind z. Z. weniger »in«, sie sind eine typisch katholische »Erscheinung«. Eher wenige sind beliebt oder bekannt, St. Martin, der Hl. Nikolaus oder der Hl. Franziskus gehören sicher dazu. Für die meisten braucht man ein Heiligenbuch oder man googelt, wer sie waren. Da kann man dann ungewöhnliche, zum Teil auch befremdliche Lebensgeschichten nachlesen, erfährt besondere »Qualitäten« der Heiligen und wofür sie Patrone sind. Heiligenfiguren findet man in allen Kirchen, oft mit Heiligenschein dargestellt, meist mit besonderen Symbolen – man kann regelrecht Rätsel raten, was es mit den Beigaben auf sich hat. Heilige werden in der ganzen Kirche verehrt, meist an ihrem Todestag, Selige, die Vorstufe zur Heiligsprechung, nur in einem bestimmten Gebiet.
Heiligenverehrung heißt nicht, sie anzubeten – das ist allein Gott vorbehalten. Es heißt, sie und ihr Leben würdigen, sie als Vorbilder sehen und sie um Fürbitte und Beistand bitten – dass auch unser Leben gelingen möge. Auf unserem Lebensweg ist sicher einiges auch nicht »heilig« oder »heilsam«, wir werden schuldig aneinander, bleiben auch so manches schuldig, unser Leben ist fragmentarisch. Wenn einem das bewusst wird, ist das schmerzhaft, es tut uns Leid, vielleicht schämen wir uns auch dafür. Diese Aspekte der »Reinigung und Läuterung« kommen an Allerseelen in den Blick: Menschen, lebende und verstorbene, brauchen den liebenden Blick Gottes. Bei ihm sind wir geborgen und angenommen, so wie wir sind. Um diese heilsame Erfahrung für uns und unsere Verstorbenen beten wir an Allerseelen. Allerheiligen und Allerseelen – genauso wie Sterbetage unserer Lieben – rütteln uns wach: Wir sind vergänglich – worauf kommt es wirklich an im Leben?