In Familien geht es oft turbulent zu: Zwischen den Banalitäten der Alltagsverpflichtungen und den großen Problemen von Finanz- bis Erziehungsfragen sucht ein jeder nach Glück und Heil. Da prallen gegensätzliche Interessen verschiedener Familienmitglieder aufeinander und das Aushandeln von Kompromissen ist oft ein beschwerlicher Weg. Wie schön wäre es, einen Heilsbringer zu haben, der mit einem Zauberspruch alle Probleme löst, alle einander zugefügten Verletzungen heilt und Glück spüren lässt.
Die Suche nach Heil mag auch die Sterndeuter angetrieben haben. Sie suchen den, der das Heil für die Welt bringen soll: »Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen.« Die Sterndeuter suchen und vermuten ihn in den Palästen, dort, wo die Schaltzentralen der Macht sind. Aber der Stern führt sie von dort (wo sich nichts Gutes erwarten lässt) weg zu einem unerwarteten Ziel: zu einem Kind in einem ärmlichen Haus an einem unbedeutenden Ort. Die Sterndeuter scheinen von dem Unerwarteten nicht verwirrt. Sie lassen sich auf die scheinbar verrücktesten Wendungen ihres Weges ein. Und entdecken dabei Neues: Das Heil liegt im Kleinen, Unscheinbaren.
Da ist kein machtvoller König am Start, da blitzt die Anwesenheit des Göttlichen in einem kleinen schwachen Kind auf. Im Unscheinbaren liegt das Potenzial zur Veränderung der Welt. Das kann Mut machen, auch heute in den kleinen Dingen die Anwesenheit Gottes zu entdecken, den Keim zur Veränderung unerträglicher Situationen oder gar zur Veränderung der Welt zu finden. Vielleicht braucht es ein bisschen Übung, dieses »Aufblitzen Gottes« im Alltag zu entdecken. Aber wenn es entdeckt wird, dann kann es einen neuen Weg eröffnen, einem neuen Versuch Auftrieb geben, neue Kraft und frischen Mut schenken.
Hoch-Zeiten wie das Fest »Epiphanie, Erscheinung des Herrn« erinnern daran: wach zu bleiben für die positive Erwartung. Das sagen übrigens auch die Sternsinger den Menschen, wenn sie um den Dreikönigstag herum den Segen an die Türen schreiben: Gott ist da in diesem Haus, mit seinen Bewohnern, in ihren guten und schlechten Stunden. Und sie sagen es indirekt den Menschen in aller Welt, die sie mit den gesammelten Geldern unterstützen. Da ist schon ein Zipfel des Reiches Gottes auf Erden spürbar, an dem wir Menschen mitbauen. Sterndeuter: Zeichen deuten im Vertrauen auf die Anwesenheit Gottes in guten und in schlechten Zeiten!
Die Huldigung der Sterndeuter
(Mt, 2,1–12)
Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes in Bethlehem in Judäa geboren worden war, kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem und fragten: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen. Als König Herodes das hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem. Er ließ alle Hohepriester und Schriftgelehrten des Volkes zusammenkommen und erkundigte sich bei ihnen, wo der Messias geboren werden solle. Sie antworteten ihm: In Bethlehem in Judäa; denn so steht es bei dem Propheten: Du, Bethlehem im Gebiet von Juda, bist keineswegs die unbedeutendste unter den führenden Städten von Juda; denn aus dir wird ein Fürst hervorgehen, der Hirt meines Volkes Israel. Danach rief Herodes die Sterndeuter heimlich zu sich und ließ sich von ihnen genau sagen, wann der Stern erschienen war. Dann schickte er sie nach Bethlehem und sagte: Geht und forscht sorgfältig nach, wo das Kind ist; und wenn ihr es gefunden habt, berichtet mir, damit auch ich hingehe und ihm huldige. Nach diesen Worten des Königs machten sie sich auf den Weg. Und der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her bis zu dem Ort, wo das Kind war: Dort blieb er stehen. Als sie den Stern sahen, wurden sie von sehr großer Freude erfüllt. Sie gingen in das Haus und sahen das Kind und Maria, seine Mutter; da fielen sie nieder und huldigten ihm. Dann holten sie ihre Schätze hervor und brachten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe als Gaben dar. Weil ihnen aber im Traum geboten wurde, nicht zu Herodes zurückzukehren, zogen sie auf einem anderen Weg heim in ihr Land.