»Gott sei Dank!«
Jeden Tag genügend zu essen und zu trinken und ein Dach über den Kopf zu haben, ist für die meisten Familien bei uns heute selbstverständlich. Gott sei Dank! Das war nicht immer so. Der »Überlebenskampf«, der in früheren Generationen ganz wörtlich genommen und real war, schaut heute etwas anders aus: Druck in der Schule und in der Arbeit, Stress, Zeitnot, Überfülle … Anstrengend ist unser Leben durchaus auch heute! Und bei aller Selbstbestimmtheit – abhängig zu sein kennen wir auch: vom Arbeitgeber, von anderen, vom Geld, vom Wetter, vom gelingenden Zusammenspiel …
Wir sind uns gegeben
Bei all unseren Sorgen und Anstrengungen tut es uns in der Familie gut, immer wieder innezuhalten, auf das zu schauen, was uns alles geschenkt ist, was uns gratis zufällt – Gott sei Dank! Wir haben uns und unsere Kinder nicht »selber gemacht« oder »verdient« oder »gekauft« – wir sind uns gegeben! Wir können nicht »machen«, dass das Gemüse wächst, die Bäume Frucht tragen, wir ein Kind bekommen. Es ist ein Geschenk, religiöse Menschen sagen: »Ein Geschenk des Himmels!«
Die Botschaft von Erntedank
Das Zusammenwirken von schaffen, machen, seinen Beitrag leisten – und doch das Entscheidende und Wichtige nicht »in der Hand zu haben«, gehört zur uralten Menschheitserfahrung, die sich in einem der frühesten Feste der Menschheit, im Erntedankfest, ausdrückt. Das Fest stammt aus der bäuerlichen Welt. Nach der anstrengenden Erntezeit schaut man auf die Mühen und die Früchte der Arbeit und des Lebens – dankbar, in dem Wissen, dass vieles zusammenkommen muss, damit wir leben, überleben, gut leben: förderliche Bedingungen, das Wetter und fruchtbarer Boden, Gesundheit, Arbeitskraft, Glück, Kraft und Ausdauer, ein tatkräftiges Miteinander … Gott sei Dank für alles! Die angemessene Antwort auf alles Geschenkte ist Dankbarkeit und Genießen. Und wer dankbar ist, ist zufrieden, glücklich und gnädig – eine Wohltat für jede / n in der Familie! Wer sich reich beschenkt weiß, wird auch verantwortlich damit umgehen, es hegen und pflegen und mit anderen teilen.
Ausruhen und dankbar innehalten
Woher alles Geschenkte und Geschaffene kommt, wird in der Bibel, in der Schöpfungserzählung seit Jahrhunderten überliefert: Gott ist die Lebenskraft, die hinter allem steckt, er ist der Schöpfer: »Gott sah alles an, was er gemacht hatte: Es war sehr gut!« (Gen 1,31) »Und Gott ruhte am siebten Tag, nachdem er sein Werk vollbracht hatte. Und er segnete den 7. Tag und erklärte ihn für heilig«. (Gen2,2–3) Ausruhen und dankbar innehalten, dem Heiligen nachspüren – das tut jedem / r gut. Wir sind Gottes Ebenbild: Der Mensch – von Gott geschaffen – ist gleichzeitig Partner Gottes, Gottes Stellvertreter auf Erden! Das ist eine hohe Würde, die mit einem Auftrag verbunden ist: Mit-Schöpfer zu sein, verantwortlich zu sein – für seine Taten, für einander und für diese Welt! Achtsam umzugehen mit sich, seinen Kräften, mit Mitmensch und Natur! Sich mit dem Schöpfer verbunden zu wissen, aus seinem Geist heraus verantwortlich zu leben und bewusst zu feiern, was uns alles geschenkt ist – das tun wir an Erntedank!
Im Anfang war alles noch wüst und wirr. Aber Gott war schon da. Am 1. Tag sprach Er:
»Es werde Licht«
… und es entstand Tag und Nacht. Am 2. Tag war noch kein Ort für die Erde. Da sprach Gott:
»Es werde Gewölbe« –
und Platz für die Erde entstand. Am 3. Tag sprach Gott:
»Das Wasser sammle sich in Meeren und Land soll entstehen« –
und Pflanzen, Büsche und Bäume fanden ihren Platz. Am 4. Tag setzte Gott Sonne, Mond und Sterne an den Himmel und sprach:
»Sie sollen herrschen über den Tag und die Nacht!«
Am 5. Tag entstanden die Tiere des Meeres und die Vögel des Himmels, ganz, ganz viele, als Gott sprach:
»Seid fruchtbar und mehret euch.«
Am 6. Tag schuf Gott den Menschen, als Mann und als Frau. Und er sagte:
»Seht, ich schenke euch die ganze Erde.«
Und wie zu den Tieren, so sagte Er auch zu den Menschen:
»Seid fruchtbar.«
Am 7. Tag ruhte Gott und freute sich über seine Schöpfung. So war die Erde viele Milliarden Jahre. Und die Pflanzen bekamen Sprösslinge, und die Tiere bekamen Junge und die Menschen bekamen Kinder
und meine Familie bekam … MICH!
in Anlehnung an die Schöpfungserzählung aus: "...und dann kam ich!", Erzbistum Köln