Montag, 22:15 Uhr

Erziehungsberatung

Lieber ein bisschen zu früh

Erziehungsberatung

„Wir sind nicht nur für schwere Fälle da.“ Beate Dahmen, Leiterin der Erziehungs-,  Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstelle des Bistums Trier in Simmern (Hunsrück), macht Eltern Mut, die Dienste ihrer Kolleg*en zu nutzen.

Wann brauche ich eine Erziehungs­beratungsstelle?
Wenn ich verunsichert bin und nicht mehr weiter weiß: Entwickelt mein Kind sich gut? Wie kann ich es unterstützen? Oder wenn ich sehe: Es ist nicht glücklich mit seinem Leben, hat viele Ängste oder keine Freunde. Oder wenn ich merke: Mutter, Vater und Großeltern praktizieren unterschiedliche Erziehungsstile, und unser Kind spielt uns gegeneinander aus.

Beratungsstellen sind also nicht nur für „schwere Fälle“ da?
Überhaupt nicht. Uns ist es lieber, Eltern kommen sehr früh und gehen nach einem oder zwei Gesprächen bestärkt heim, als dass eine Familie zu lange wartet und die Probleme sich über Jahre hochschaukeln.

Kann ich auch kommen, wenn mein Partner nichts von einer Erziehungsberatung hält oder das Problem gar nicht sieht?
Ja. Wir bitten allerdings darum, dass der Partner wenigstens zum Erstgespräch mitkommt. Er oder sie spielt in der Familie eine zentrale Rolle, deshalb ist es uns wichtig, auch seine Sicht kennenzulernen. Im übrigen ändern viele nach dem ersten Kontakt ihre Haltung und machen dann doch mit.

Was passiert beim ersten Gespräch?
Wir erklären, wie wir arbeiten, vor allem auch unsere Schweigepflicht, hören erst einmal sehr genau zu: Mit welchen Sorgen kommen die Eltern? Was haben sie schon versucht? Was braucht das Kind? Wer ist sonst noch an dem Problem beteiligt? Dabei lassen wir natürlich schon Informationen aus unserem Fachwissen einfließen. Einige Eltern sind schon mit diesen ersten Impulsen zufrieden, mit anderen vereinbaren wir weitere Gespräche, oft auch Familiensitzungen zusammen mit ihren Kindern und Jugendlichen, oder empfehlen ihnen einen Elternkurs. Manchmal scheint auch eine Überweisung zum Kindertherapeuten der richtigere Weg zu sein.

Was müssen Eltern selbst zum Erfolg der Beratung beisteuern?
Vor allem die Bereitschaft, über das eigene Erziehungsverhalten nachzudenken und es zu ändern. Manche kommen noch mit der Erwartung, sie könnten uns ihr Kind gewissermaßen in Reparatur geben: In der Erziehungsberatung bringen die Fachleute ihm mal bei, wie es sich richtig verhalten soll. Das funktioniert so leider nicht. Wir können Eltern die Auseinandersetzung mit ihren Kindern nicht abnehmen, aber wir beraten und unterstützen sie auf dem Weg zu neuen Verhaltensweisen in der Familie.

Hat sich der Bedarf an Erziehungs­beratung gegenüber früheren Generationen verändert?
Viele Kinder wurden früher mit Angst und Druck erzogen; sie lernten, sich erwünscht zu verhalten aus Angst vor Schlägen oder strengen Strafen. Wenn diese Kinder heute als Erwachsene selbst Kinder haben, möchten sie ihre Kinder gerne vor dieser Angst und diesem Druck bewahren; sie möchten liebe- und verständnisvolle Eltern sein. Aber auch Kinder von liebevollen Eltern schlagen manchmal über die Stränge, hören nicht, haben keine Lust auf Hausaufgaben oder Küchendienst, schalten den Computer nicht freiwillig aus und so weiter. Dann wissen die Eltern oft nicht, wie sie auf eine gute Weise Grenzen setzen können; sie haben dafür ja keine Vorbilder. Hier beobachten wir den größten Unterstützungsbedarf.

Erziehungsberatung wird auch online angeboten. Geht das?
Je nachdem, worum es geht. Manche Pro­bleme lassen sich tatsächlich auf diesem Weg klären; bei schwierigen, komplexen Sachverhalten fällt das allerdings im direkten Kontakt leichter. Auf jeden Fall bietet eine Online-Beratung eine gute Möglichkeit, die ersten Hemmschwellen zu überwinden.

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